GEILE BASICS: Traditionelle Handarbeitstechniken – das Wichtigste übers Spinnen

GEILE BASICS: Traditionelle Handarbeitstechniken – das Wichtigste übers Spinnen

Stell dir mal vor, wie dein Gegenüber reagiert, wenn du auf die Frage „Spinnst du?“ mit voller Hingabe „Aber ja, das mach ich tatsächlich!“ antwortest. 😉 Das Spinnen ist nämlich Thema unseres neuen Teils der Artikel-Serie „Traditionelle Handarbeitstechniken“.

Seit wann gibt es das Spinnen?

Die Technik des Spinnens begann mit dem Spinnen von Hand oder mit der Handspindel, und das in Europa schon um 6000 v. Chr. Ob damals tierische oder pflanzliche Fasern als Grundmaterial dienten, ist nicht bekannt. Allerdings weiß man, dass es damals noch keine Wollschafe gab, jedoch pflanzlich nutzbare Fasern wie Flachs.

Die mechanische Spinnerei wurde seit dem 18. Jahrhundert betrieben, die erste Spinnmaschine schreibt man dem Jahr 1738 zu. Viele weitere folgten in den nächsten Jahren und Jahrhunderten.

Auch heute gibt es noch Spinnereien, wenn auch deutlich weniger als früher. Die meisten befinden sich in Asien. Die Maschinen dafür stammen häufig aus Europa.
Allerdings ist das Handspinnen wieder in Mode gekommen als traditionelles, aber zugleich kreatives und entspannendes Hobby. Interessierte finden dafür auch zahlreiche Kurse, um das Spinnen zu erlernen.

Welche Techniken gibt es beim Spinnen?

Garne können in verschiedenen Techniken gesponnen werden:

  1. Durch Zwirnen von gesponnenen Einzelfäden
  2. Im mechanischen, trockenen Spinnverfahren
  3. Im chemisch-technischen Nassspinnverfahren

Das Erste, was die meisten bei dem Begriff „Spinnen“ wohl vor Augen haben, ist das Spinnrad. Da es ohnehin viel zu weit führen würde, an dieser Stelle alle einzelnen Techniken im Detail zu erläutern, werde ich mich darauf beschränken. Zumal es auch die Variante ist, die Hobby-Spinner (ich mag dieses Wort 😉) anwenden.

Wie funktioniert das Spinnen mit dem Spinnrad?

Die wenigsten werden gerade eigene Schafe im Garten stehen haben, also muss als zuerst Rohwolle gekauft werden. Das ist bei vielen Züchtern und Höfen möglich. Dort ist die Rohwolle dann meistens auch bereits gewaschen und kardiert, das erspart dir eine Menge Vorarbeit. Ansonsten müsstest du alles erst gründlich waschen. Das Kardieren bedeutet das Kämmen der Fasern. Dies ist notwendig, damit diese Fasern leichter versponnen werden können. Das Kardieren kann mit einem Handkarden oder mit einer Kardiermaschine ausgeführt werden.

Dann beginnt der eigentliche Spinnvorgang. Mit einer Hand wird aus dem Faservorrat (der liegt am besten auf deinem Schoß) ein dünner Strang gezogen, der dann dem Spinnrad zugeführt wird. Genauer gesagt dem Hilfsfaden am Spinnrad, der zuvor dort befestigt wurde. Dann wird das Rad gedreht, sodass sich der Hilfsfaden dreht und dabei die ersten Wollfasern mit sich zieht. Anschließend schließt sich die Wolle direkt mit dem bereits gesponnenen Faden zusammen. Je nachdem wie viel Fasern man dem Faden jeweils zuführt, entscheidet man, ob es ein dicker oder ein dünner Wollfaden wird.

Profis empfehlen, das Spinnen am Spinnrad erst einmal „trocken“ zu üben und sich mit dem eigenen Spinnrad gut vertraut zu machen.

Im Netz findest du übrigens viele spannende und aufschlussreiche Videos und Tutorials, die das Spinnen am Spinnrad visuell erklären. Das wird dir vorab schon helfen, einen Eindruck zu bekommen. Schau dir also am besten erst einmal ein paar davon an, bevor du dich entscheidest, gleich ein eigenes Spinnrad zu kaufen. Es gibt auch Kurse, in denen du das Spinnen unter Anleitung einfach mal ausprobieren kannst.

Hier ein paar Weblinks, die dir bestimmt helfen, einen Eindruck zu gewinnen:

https://www.youtube.com/watch?v=ENcgxnYw5MU

https://www.youtube.com/watch?v=IPs34usZxAM

https://www.youtube.com/watch?v=7zFsxDHmIdQ

Was braucht man zum Spinnen?

Da es – wie oben beschrieben – verschiedene Möglichkeiten gibt, Wolle zu spinnen, ist das so pauschal nicht zu beantworten. In jedem Fall brauchst du aber Rohwolle. Dazu dann in den einfachsten beiden Fällen entweder eine Handspindel oder ein Spinnrad.

Warum sollte man das Spinnen ausprobieren?

Gerade in der heutigen Zeit ist es uns wichtiger denn je, zu wissen, woher die Dinge kommen, mit denen wir uns umgeben oder die wir zu uns nehmen. Wenn du deine eigene Wolle spinnst, entscheidest du bereits ganz am Anfang über die Herkunft der Rohwolle. Bei der Schur werden unterschiedliche Methoden angewendet, und nicht alle sind angenehm für das Tier. Achte daher darauf, dass die Rohwolle ohne Mulesing gewonnen wurde – kurz mulesing-frei. (Was hinter Mulesing steckt, erspare ich dir lieber.)

Wolle ist ein tolles Material für deine Kleidung, denn sie bietet so viele Vorteile. Sie kann bis zu 30 Prozent ihres eigenen Gewichts an Wasser aufnehmen und fühlt sich trotzdem noch trocken an. Sie ist atmungsaktiv, was einen hohen Tragekomfort bedeutet. Und sie ist schmutzabweisend und schwer entflammbar. Und je nach Art der Wolle, die du wählst, ist sie eben auch wahnsinnig warm und weich.

Fazit

Spinnen gehört sicher zu den ältesten Handwerkskünsten auf der Welt. Aber wir leben in einer Zeit, in der Selbstmachen wieder angesagt ist, da gehört das Spinnen auf jeden Fall dazu. Es macht Spaß und bringt tolle, individuelle Ergebnisse hervor. Und du schaffst dir damit schon das Grundmaterial selbst, aus dem du dann später – ob gestrickt, gehäkelt oder auf andere Weise – tolle Dinge wie Kleidung oder coole Accessoires erstellen kannst. Na, wenn das kein Anreiz ist, es einmal auszuprobieren!