Seltene Wollarten, die du kennen solltest – Teil 11: Angora

Seltene Wollarten, die du kennen solltest – Teil 11: Angora

Hallo zu einer weiteren Folge unserer Reihe über seltene bzw. besondere Wollarten. Diesmal geht es um ein Garn, das zwar sehr beliebt, aber zugleich auch besonders umstritten ist: Angora. Warum, das erfährst du natürlich gleich noch ganz genau.

Tragegefühl – das weichste aller Garne

Beliebt ist die Angorawolle vor allem, weil sie so außerordentlich weich ist. In dieser Hinsicht soll sie sogar Kaschmir noch übertreffen. Außerdem wird Angora eine heilende Wirkung zugeschrieben, weshalb das Material auch für Lendenwärmer und ähnliche Produkte eingesetzt wird.

Herkunft

Angorawolle stammt vom Angorakaninchen, das wiederum ursprünglich aus der Türkei kommt. Es gehört zu den Langhaarrassen, bei denen die lange Wolle immer wieder nachwächst. Als Markenzeichen für das Angorakaninchen gelten vor allem die Haarbüschel an den Ohren. Oft sind diese Kaninchen Albinos, erkennbar am weißen Fell und den roten Augen.

Die Struktur der Haare kann sich von Züchtung zu Züchtung unterschiedlich zeigen. Dabei sind sie in Deutschland und Österreich am feinsten und somit auch am hochwertigsten.

Schur der Kaninchen

Da die Wolle des Angorakaninchens ständig nachwächst muss es entsprechend regelmäßig geschoren werden. Im Regelfall passiert dies in der Zucht vier bis sechs Mal pro Jahr. Geschoren wird manuell oder maschinell. Nur dann kann die Schur für das Tier schmerzlos erfolgen. Strikt verboten ist dagegen das Herausreißen der Haare.

Leider ist dies laut verschiedener Tierschutzorganisationen in China sehr häufig der Fall. Dort leiden die Zuchttiere furchtbare Qualen. Das Schlimmste daran: Fast der komplette weltweite Angorabestand (ca. 90 Prozent) stammt aus China. Hier ist also unbedingt beim Einkauf darauf zu achten, dass die verwendete Wolle aus Deutschland kommt.

Eigenschaften der Wolle

Angorawolle ist außerordentlich weich und flauschig, was den hohen Tragekomfort erzeugt. Die Fasern der Wolle sind von innen hohl, das führt dazu, dass sie perfekt Wärme speichern können. Auch Feuchtigkeit kann die Wolle optimal absorbieren. Ein leicht seidiger Glanz steigert die Beliebtheit auch aus optischen Gründen.

Wichtig: Zu Beginn der Nutzung neigt Angorawolle zum Fusseln, weshalb sie für Babykleidung ungeeignet ist.

Preis der Wolle

Wie bei anderen hochwertigen Garnen, die wir hier bereits vorgestellt haben, ist auch Angorawolle eher hochpreisig. Das richtet sich letztlich aber auch nach der jeweiligen Qualität und danach, ob es reines Angoragarn ist oder mit anderen Garnen vermischt wurde. Das wiederum wird tatsächlich häufig gemacht, um die Fasern stabiler und strapazierfähiger zu machen.

Vermutlich ist in Deutschland, Österreich oder der Schweiz produzierte Angorawolle auch teurer als die Massenware aus China, doch das Wohl der Tiere sollte es hier auf jeden Fall wert sein, etwas mehr zu investieren, wenn man unbedingt Angora nutzen möchte.

Pflege

Kleidungsstücke aus Angora können in die chemische Reinigung gegeben werden, wo sie ohne Wasser gereinigt werden. Alternativ kannst du die Wolle in lauwarmem Wasser und per Hand waschen. Dazu sollte ein Wollwaschmittel genutzt werden, auf keinen Fall Bunt- und Vollwaschmittel, da deren Inhaltsstoffe die empfindliche Struktur der Wolle beeinträchtigen können.

Zu viel Wasser kann zum Schrumpfen von Kleidungsstücken aus Angora führen, ebenso und vor allem die Nutzung des Trockners. Außerdem sollte man aufs Wringen und auf Reibung so weit wie möglich verzichten, da Angora dann zum Verfilzen neigt.

Fazit

Wer viel Wert auf Tierschutz legt, sollte sich überlegen, auf Angorawolle zu verzichten oder aber sich wirklich informieren, wo und unter welchen Bedingungen die Wolle hergestellt wurde.

Bei artgerechter Haltung und schmerzfreien Schurbedingungen erhält man allerdings ein sehr hochwertiges Material mit tollen Eigenschaften, das einen höheren Preis durchaus Wert ist.