Geile Basics: Musterlexikon Stricken – Teil 1
Hier auf geilemasche.de dreht sich alles ums Stricken und Häkeln sowie andere tolle Dinge, die man mit Wolle & Co. anstellen kann. Falls du bisher noch nicht selbst mit den Nadeln hantiert hast, hast du möglicherweise auch gar keine Vorstellung davon, wie viele verschiedene Muster es gibt. Aber dafür hast du ja uns – wir zeigen dir, was alles möglich ist!
Ich starte heute mal mit ein paar ersten und leichten Strickmustern, die wunderbar auch für Anfänger geeignet sind. Denn das ist wichtig: Wenn du noch nicht oft gestrickt hast, nimm dir nicht gleich den dicken Norwegerpulli mit Elchkopfmuster, Rollkragen und Fledermausärmeln vor – dann ist der Frust vorprogrammiert.
Viel sinnvoller ist es, erst einmal mit ganz einfachen Dingen zu starten. Das wäre etwa ein Schal. Dafür bekommst du in Kürze übrigens auch noch ein paar Anleitungen von mir – passend zum nahenden Winter! Noch besser ist aber, wenn du dir ganz am Anfang ein paar Wollreste schnappst und die Muster ausprobierst. Dann bekommst du nämlich ein gutes Gefühl für folgende wichtige Punkte:
- Wie komme ich mit dem Muster zurecht?
- Stricke ich eher eng oder locker?
- Stricke ich gleichmäßig oder nicht?
- Wie sieht das einzelne Muster mit unterschiedlichen Garnen aus?
Warum diese Grundlagen für später wichtig sind
Du wirst gleich bei den einzelnen Mustern von mir eine Maschenprobe bekommen. Sie gibt für jedes Garn an, wie viele Maschen und Reihen im Durchschnitt zu stricken sind, um am Ende ein Quadrat von 10 x 10 cm in der Hand zu halten. Das ist eine Basisangabe, die du auf der Banderole der Wolle findest. Probiere es aus und stricke das Musterstück mit der angegebenen Maschen- und Reihenzahl. Wenn es am Ende besagtes Format von 10 x 10 cm hat – perfekt, herzlichen Glückwunsch! Dann strickst du durchschnittlich locker und kannst dich zukünftig wunderbar auf die angegebenen Maschenproben verlassen.
Ist dein Musterstück größer, bedeutet das lediglich, dass du besonders locker strickst. Das ist nicht schlimm, sondern beim Handling deines Strickstücks vermutlich sogar ganz angenehm. Du musst diese leichte Vergrößerung aber mit einrechnen, wenn du nach Anleitungen strickst. Außerdem ist dein Strickstück dann – je nach Art der Wolle und des Musters – etwas luftiger.
Ist deine eigene Maschenprobe kleiner als angegeben, strickst du enger oder straffer als der Durchschnitt. Das macht den Ablauf beim Stricken zum Teil etwas komplizierter, vor allem, wenn es später an kompliziertere Muster geht. Es fällt dann ab und zu schwerer, einzelne Maschen von oder auf die Nadel zu bekommen. Dafür ist das Maschenbild enger und feiner.
Du kannst natürlich versuchen, deinen Strickstil etwas anzupassen, aber viel wichtiger ist dein Gefühl dabei. Wenn du krampfhaft versuchst, enger oder lockerer zu stricken, als du es eigentlich tun würdest, wird das dauerhaft kaum funktionieren. Vielmehr besteht dann das Risiko, dass dein Strickstück insgesamt ungleichmäßig aussieht.
Alternativ kannst du die Nadelstärke etwas kleiner oder größer wählen als angegeben, um dich der Maschenprobe zu nähern.
Muster 1 – Rechts gestrickt
Das wohl einfachste Muster überhaupt soll dein Einstieg sein, denn das ist zum Üben perfekt geeignet. Du strickst dabei ausschließlich rechte Maschen, sowohl in der Hinreihe als auch in der Rückreihe. Da musst du nicht aufpassen, nicht zählen und kannst eigentlich überhaupt nichts falsch machen. Und trotzdem sieht es am Ende auch noch super aus! Schau mal:
Ich finde, das sieht immer nach leichten Wellenlinien aus und ist überhaupt nicht langweilig. Und für einen Schal beispielsweise ist es ebenfalls bestens geeignet.
Dieses Musterstück habe ich mit der Wolle Schachenmayr Bravo Originals in der Farbe „Melba“ (Color 08322) angefertigt. Dazu eine Rundstricknadel Nadelstärke 3,5. Laut Angabe auf der Banderole sollten es 22 Maschen und 30 Reihen sein, bei mir passt es mit 22 Maschen aber 37 Reihen. Du siehst, selbst bei jemandem wie mir, der schon sehr viel gestrickt hat, passt es nicht immer perfekt.
Muster 2 – Glatt rechts
Hier kommt das zweite und immer noch sehr simple Muster, bei dem du aber rechte und linke Maschen benutzt. Du strickst in der Hinreihe rechte Maschen und in der Rückreihe linke Maschen. Oft heißt es auch: Du strickst die Maschen, wie sie erscheinen. Drehst du das Strickstück für die Rückreihe nämlich um, so sehen die eigentlich rechts gestrickten Maschen aus wie linke Maschen.
Herauskommt ein sehr „glattes“ Maschenbild.
Das sieht grundsätzlich elegant und zurückhaltend aus. Einziger Nachteil: Dieses Muster verzeiht keine Fehler, denn diese fallen in einem so gleichmäßigen Muster besonders schnell auf. Vor allem wenn du auch noch ein sehr glattes Garn verwendest.
Mein Tipp für dich: Wenn du am Anfang noch ein wenig mit der Gleichmäßigkeit zu kämpfen hast, such dir flauschige und etwas dickere Wolle, vielleicht auch noch mit buntem Farbverlauf. Und nutze am besten die dicksten Nadeln, die auf der Banderole angegeben sind. Du wirst sehen, dass Ungleichmäßigkeiten oder kleine Patzer dann deutlich weniger auffallen.
Was du auch beachten solltest: Bei Strickstücken, die glatt rechts gestrickt sind, rollen sich die seitlichen Ränder ein:
Für mein Musterstück habe ich Schachenmayr Catania in der schneidig frischen Farbe „Apfel“ (Color 00205) benutzt und Nadeln der Stärke 3,5. Die angegebene Maschenprobe lautete 26 M./36 R., bei mir waren es am Ende 26 Maschen und 34 Reihen, hat also fast gepasst 😉.
Muster 3 – Rippen stricken
Ebenfalls aus rechten und linken Maschen entsteht das 4. Muster – nur sind sie hier anders angeordnet. Beim einfachen Rippenmuster strickst du in der Hinreihe immer abwechselnd eine rechte und eine linke Masche. In der Rückreihe auch, aber da fängst du mit der linken Masche an (vorausgesetzt, du hast eine gerade Anzahl an Maschen!).
Im Prinzip gilt auch hier wieder: Stricke die Maschen, wie sie „erscheinen“, also die rechte Masche aus der Hinreihe strickst du in der Rückreihe links und umgekehrt. Dadurch entsteht dann dieses hübsche Muster:
Du kannst die „Rippen“ auch variieren, indem du jeweils 2 rechte und 2 linke Maschen abwechselnd strickst. Das sieht dann so aus:
Je mehr Maschen du je Rippe nimmst, desto deutlicher treten sie am Ende hervor. Du kannst auch beispielsweise 5 rechte Maschen, aber nur 2 linke Maschen stricken, dann sind die Rippen stark, aber die Zwischenräume schmaler. Probiere einfach ein paar Varianten aus, um zu sehen, wie es dir am besten gefällt. Achte aber darauf, dass für solche Muster dann die Maschenanzahl passen muss. Für das letzte Beispiel müsste sie also zum Beispiel durch 7 teilbar sein (5 rechte + 2 linke Maschen im Rapport).
TIPP: Was du bei Rippenmustern unbedingt beachten musst: Das Strickstück zieht sich dadurch deutlich zusammen! Es ist nur circa halb so breit als würdest du ausschließlich rechte oder linke Maschen pro Reihe stricken.
Für diese Musterstücke habe ich die Wolle Schachenmayr Merino Extrafine 120 in „Pink“ (Color 00137) und erneut die Nadel mit Stärke 3,5 gewählt. Die Maschenprobe ist hier sehr abgewichen, weil sich das Muster so zusammenzieht. So habe ich wie angegeben zwar 22 Maschen und 30 Reihen gestrickt, am Ende waren meine Musterstücke auch 10 cm hoch, aber nur 5 (2 re / 2 li) bzw. 6 cm (1 re / 1 li) breit!
Muster 4 – Perlmuster
Das vierte Muster, das ich im ersten Teil zeigen möchte, ist das Perlmuster. Hört sich edel und kompliziert an, ist aber ebenso einfach wie das Rippenmuster. Auch hier strickst du in der Hinreihe im Wechsel eine rechte und eine linke Masche. In der Rückreihe kommt dann die Änderung: Hier strickst du die Maschen ebenfalls recht und links im Wechsel, aber jetzt versetzt! Die Masche, die dort als linke Masche erscheint, strickst du also rechts und umgekehrt. Und dann sieht das „kleine Perlmuster“ so aus:
Auch hier kannst du – wie schon bei den Rippen – die Anzahl der Maschen variieren, um das entstehende Muster zu verändern.
Da kommt dann vielleicht der erste Punkt ins Spiel, der ein klitzekleinwenig komplizierter ist: Für das sogenannte „große Perlmuster“ strickst du zwar auch 1 Masche rechts und 1 Masche links im Wechsel, doch das läuft über zwei Reihen. Das heißt, du strickst in der Rückreihe die Maschen so, wie sie erscheinen. In der dritten Reihe erfolgt dann der Versatz. Der Musterrapport zieht sich also über 4 Reihen. Und so sieht das große Perlmuster dann aus:
Genutzt habe ich für diese Musterstücke Schachenmayr Bravo Originals in „Türkis“ (Color 08324) und die Nadel mit Stärke 3,5. In der Breite hat die Maschenprobe mit 22 Maschen mit der Angabe übereingestimmt, in der Höhe habe ich statt der angegebenen 30 Reihen allerdings 34 Reihen benötig, um auf 10 cm zu kommen.
Muster 5 – Schachbrettmuster
Das 5. und letzte Muster in diesem ersten Teil unseres Musterlexikons ist das Schachbrettmuster. Warum es so heißt, wird dir sofort klar, wenn du es siehst:
Die kleinen quadratischen Felder sprechen da für sich, oder nicht?! Sie entstehen, indem du im Wechsel 4 Maschen rechts und 4 Maschen links strickst. Das führst du über 5 Reihen fort, bevor du in der 6. Reihe wechselst und die Maschen versetzt strickst. Hier solltest du also spätestens anfangen, eine Strichliste zu führen oder einen Reihenzähler zu benutzen.
Ich finde ehrlich gesagt, dass das Muster einen etwas „braven“ Touch hat, aber gerade bei Stücken im Mustermix, hat es durchaus seinen Reiz. Und ab und zu ist brav ja auch mal ganz cool, oder? Auch hier steht es dir frei, die Anzahl der Maschen und Reihen zu variieren. Du solltest dann nur darauf achten, dass am Ende auch Quadrate entstehen.
Für mein Musterstück im Schachbrettmuster ist die Schachenmayr Merino Extrafine 120 an den Start gegangen, natürlich wieder mit Nadelstärke 3,5 und diesmal in der Farbe „Kirsche“ (Color 00131). Die Maschenprobe lautete hier 22 Maschen und 30 Reihen, bei mir waren es jedoch – vor allem durch das Muster – abweichend 24 Maschen und 40 Reihen.
So, das war nun schon der erste Teil mit den fünf besonders einfachen Mustern. Demnächst kommt dann natürlich die Fortsetzung mit weiteren Mustern, mit denen du experimentieren kannst. Ich freu mich schon drauf!
Bis bald und viel Spaß beim Mustermixen!